Hintergrund: Betrachtet man branchenweite Kennzahlen, befindet sich die Lebensversicherung in einem Schrumpfprozess. So gingen gebuchte Bruttoprämien 2023 um 5,2 Prozent zurück. Noch stärker ist der Rückgang des Geschäfts gegen Einmalbeiträge: hier betrug der Rückgang gar 16,6 Prozent. Grund ist das aktuelle Zinsniveau.

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Denn in den Jahren von Null- und Minuszinsen profitierten die Lebensversicherer wesentlich von ihren langfristigen Geldanlagen, die noch immer auch Zinseinnahmen für die Kunden ermöglichten – zum Einmalbeitragsgeschäft gab es kaum Konkurrenz auf dem Markt, sobald zum Ertrag auch eine gewisse Sicherheit gewünscht wurde. Produkte gegen Einmalbeitrag waren in Zeiten von Straf- und Minuszinsen also die wichtige Alternative für risikoaverse Anleger gegenüber anderen Formen des Zinssparens. Zumal weitere Vorteile der Versicherungsprodukte geschätzt wurden – die Möglichkeit zum Beispiel, als Produktbestandteil einen Hinterbliebenenschutz zu wählen (Versicherungsbote berichtete).

Zur Ambivalenz des Einmalgeschäfts gehört aber auch, dass nicht alle Unternehmen zu gleichen Teilen im Niedrigzins-Umfeld profitierten. Die großen Profiteure des Geschäfts waren die Generali Deutschland (in 2021 betrug das Geschäft gegen Einmalbeitrag rund 72,49 Prozent des gesamten Neugeschäfts), die R+V Leben (hier betrug das Geschäft gegen Einmalbeitrag in 2021 insgesamt 80,15 Prozent des gesamten Neugeschäfts), besonders aber die Allianz (hier betrug das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag sogar rund 93,44 Prozent des gesamten Neugeschäfts). Die Allianz bekam den größten Teil des Einmalbeitrags-Geschäfts ab – teils verbuchte sie fast 70 Prozent des branchenweiten Wachstums während der Niedrigzinsphase einzig für sich (Versicherungsbote berichtete). Aber auch die Hanse Merkur und die Ergo Vorsorge konnte durch das Einmalbeitragsgeschäft Marktanteile gegenüber der Konkurrenz gut machen (Versicherungsbote berichtete).

Einmalbeitragsgeschäft brach zuletzt ein

Durch das schnell steigende Zinsniveau in 2022 und 2023 aber erlebten klassische Anlageprodukte eine Renaissance und drängten Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag wieder zurück. Betroffen ist besonders das Bancassurance-Geschäft – das Geschäft von Unternehmen, die besonders von einer Vertriebskooperation zwischen Bank/ Sparkasse und Versicherungsunternehmen abhängig sind (Versicherungsbote berichtete). Aber auch Lebensversicherer ohne diesen Schwerpunkt leiden an der neuen Wettbewerbssituation auf der Zinsseite und bauen das Einmalgeschäft zurück (Versicherungsbote berichtete). So beträgt der Umsatzrückgang gegen Einmalbeitrag in 2023 fast fünf Milliarden Euro (Versicherungsbote berichtete).

Einmalbeitragsgeschäft sollte nicht vorschnell abgeschrieben werden

Dennoch sollte das Leben-Geschäft gegen Einmalbeitrag nicht vorschnell abgeschrieben werden. Denn zum einen scheint der Zinsgipfel bereits überschritten – sinken die Zinsen wieder, können sich die Leben-Produkte auch wieder besser gegen die Anlage-Konkurrenz behaupten (Versicherungsbote berichtete). Zum anderen aber war das Wachstum beim Einmalgeschäft die letzten Jahre so immens, dass ein hoher Rückgang des Geschäftsvolumens nicht über die hohen Summen hinweg deuten sollte, die noch immer umgesetzt werden. Dies wird auch die folgende Bildstrecke zeigen: vorgestellt werden jene Unternehmen, die 2023 das höchste Neugeschäft gegen Einmalbeitrag zeichneten.

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Alle Zahlen sind einer Tabelle der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) entnommen (Ausgabe ZfV 04|2024); Differenzen der Jahre 2023 zu 2022 hat Versicherungsbote auf Grundlage dieser Zahlen errechnet (ohne Gewähr). Töchter eines Konzerns werden getrennt betrachtet. Die aktuelle ZfV-Ausgabe sowie ältere Ausgaben sind gebührenpflichtig auf der Webseite der Fachzeitschrift verfügbar. Dort kann auch ein Digitalabo für den Zugang zu den Texten abgeschlossen werden.